Armer Boden – Reiche Vielfalt

Blühender Jura

Die Wacholderheiden des „Blühenden Jura“

Im Frühjahr beginnt es sich an den baumlosen Hängen des Blühenden Jura zu regen. Die ersten Tagfalter schlüpfen aus ihren Winterquartieren, die Eidechsen genießen die Frühlingssonne – und mit ihnen freut sich auch ein anderer, wärmeliebender Bewohner über das Ende des Winters: Der Gemeine Wacholder! An den Hängen stehen seine immergrünen, dornigen Sträucher. Sie wachsen besonders in nährstoffarmen Steillagen in lockeren Abständen inmitten der Trockenrasen.

Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis; auch Heide-Wacholder genannt) ist buschig und oft mehrstämmig. Er wird hüfthoch bis übermannshoch, kann jedoch auch Wuchshöhen von bis zu 8 m erreichen. Die spitzen, stacheligen, länglichen Nadeln stehen in dichten Büscheln an den Zweigen. Sie sind graugrün gefärbt und werden bis 1,5 cm lang. Ihnen verdankt der Wacholder sein Überleben: Durch sein „stacheliges Äußeres“ wird er vom Verbiss durch Schafe und Ziegen verschont. Er wächst oft auf kargen, flachgründigen Kalkböden, die keine andere Verwendung als die Beweidung zulassen. So ragen seine Büsche aus den ansonsten abgegrasten Magerrasenflächen heraus, wodurch der Begriff „Wacholderheide“ entstand.

Wacholderheiden sind Grenzertragsflächen in einer sonst oft intensiv bewirtschafteten Flur. Sie bieten eine enorme Vielfalt an Pflanzen und Tieren und zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in der mitteleuropäischen Landschaft.

Der Wacholder blüht zwischen April und Juni. Die Blüten sind unscheinbar: die weiblichen grün und die männlichen gelblich. Aus ihnen entwickeln sich kugelige Beerenzapfen, die erst im 3. Jahr voll gereift sind. Sie haben ihre Farbe dann vom Grün in ein dunkles, bläuliches Violett geändert.

Der Wacholder gehört zur Familie der Zypressengewächse und hat mit seinen verschiedenen Arten von allen Nadelbäumen die größte Ausbreitung. Den Gemeinen Wacholder findet man von Nordamerika über Südgrönland, Europa, Nordafrika bis nach Ostasien. In Deutschland steht er unter strengem Naturschutz. Ein Wacholder kann bis zu 800 Jahre alt werden. Der Name stammt von dem althochdeutschen Wort „wecholter“ ab, was soviel wie lebensfrisch/ munter bedeutet. Der Gebrauch von Wacholder als Gewürz und Heilmittel ist sehr alt. Er wurde bereits vor 3.500 Jahren in Ägypten genutzt. Auch die Germanen verehrten den Wacholder. Sie nahmen Wacholderreißig, um ihre Toten einzuäschern und hefteten Zweige über die Stalltüren, um beispielsweise Hexen und Druiden fernzuhalten. Heute findet man die Beeren des Wacholders vor allem als Küchengewürz und als Wacholderschnaps.

Wacholderheide am Roßdacher Hang

Schafbeweidung auf der Wacholderheide