
Blühende Vielfalt am Wegesrand
Feld- und Wegraine ziehen sich wie Bänder durch unsere Landschaft. Sie stellen wichtige Vernetzungs- und Verbindungselemente dar. Sogar bei kleineren Gemeinden summiert sich die Länge dieser Strukturen schnell auf mehrere hundert Kilometer.
Lebensraum und Vernetzung
In unserer Kulturlandschaft übernehmen diese Raine wichtige Aufgaben. Blühende Pflanzen in den Randstreifen erhöhen das Nahrungsangebot für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge und verlängern die Blühzeiten insgesamt, wenn nach der Rapsblüte auf den Feldern nur noch wenig blüht. Wegränder dienen als Rückzugsraum, Nisthabitat und Unterschlupf für Bienen, Insekten, Kleintiere und Vögel.
Es gibt viele verschiedene Typen von Wegrainen: sehr artenreiche, bunt blühende Säume auf mageren Böden, eher artenarme Grassäume oder feuchte Hochstaudensäume. Die linearen Strukturen verbinden Biotope miteinander und fördern so den Verbund von Flächen. Tiere können entlang dieser Elemente von einem Biotop zum Nächsten wandern und so z.B. größere Entfernungen zwischen verstreut liegenden Trockenrasen überwinden.
Weniger ist mehr
Jeder einzelne Anlieger, sei es innerörtlich oder in der freien Landschaft, aber auch die Kommunen und Landwirte können in Bezug auf die Weg- und Feldränder viel für die Natur erreichen – und zwar oft durch Nichtstun.
Häufig werden die Raine nämlich zu oft und zu früh gepflegt. Eine gelegentliche Mahd ist zwar wichtig, damit die Ränder nicht vergrasen und sich auf Dauer Gehölze ansiedeln. Aber das muss nicht jedes Jahr sein.
Wünschenswert ist es, die Ränder frühestens ab Mitte Juni zu mähen. So kommen die Pflanzen zur Blüte und können ihre Samen verbreiten. Wenn überhaupt, kann dann im späten Herbst nochmal gemäht werden. Eine gute Möglichkeit ist es auch, jeweils pro Jahr nur eine Seite des Weges zu mähen. So bleiben die alten Halme der Stauden und Kräuter über den Winter stehen und Insektenlarven und andere Kleintiere können hier überwintern.
Mahd ist besser als Mulchen
Optimal ist es, wenn die Raine nicht gemulcht, sondern gemäht werden. Beim Mulchen wird das Material stark zerkleinert und im Saum lebende Insekten haben kaum eine Überlebenschance. Außerdem entsteht eine dicke Mulchschicht, die krautige Pflanzen erstickt. Die verrottende Schicht wirkt zudem als Dünger, die Streifen werden wüchsiger, Gräser werden gefördert und der Pflegebedarf steigt. Am wichtigsten ist es also, das Material nach der Pflege zu entfernen. Die Ränder magern so aus und die Artenvielfalt nimmt zu.
Unordnung ist keine Faulheit
Wenn Sie also in Ihren Gemeinden demnächst ungemähte, etwas wild aussehende Wegränder, Zwickel und Restflächen sehen, freuen Sie sich! Hier wird etwas für die Natur getan und Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen. Es muss nicht immer alles ordentlich sein.
Mut zur Unordnung
Jeder Einzelne kann auch im Hausgarten viel für Insekten, Vögel und Schmetterlinge tun. Mut zur Unordnung ist hier die Devise. Nicht der kurzgemähte Zierrasen, sondern die bunte Blumenwiese hilft Bienen und Co. Eine ungepflegte Ecke, gerne auch mit Brennnesseln, ist Lebensraum für unzählige Insekten und Kleintiere. Sandhaufen oder Stapel mit Altholz stellen wichtige Nisthabitate für Wildbienen dar.
Wählen Sie für Ihren Garten einheimische Gewächse. Bei Bienen besonders beliebt sind Kräuter wie Minze, Oregano und Thymian, Wicken, Glockenblumen oder Flockenblumen. Auch bei der Pflanzung von Bäumen (z.B. Obstbäume, Linde oder Ahorn) und Sträuchern (Kornellkirsche, Hartriegel) kann man an die Tiere denken.